Tipp 7 Wie führe ich meine Hauptfigur in die Handlung ein?
Dafür gibt es verschiedene Möglichkeiten.
Bei einer Kurzgeschichte solltest du relativ schnell zu Potte kommen, denn da wartet der Leser darauf, dass etwas passiert. Ich werfe meinen Protagonisten deshalb im ersten, spätestens im zweiten Satz in eine Situation und sehe dann zu, wie er klarkommt, hihi.
Bei einem Roman kannst du dir etwas mehr Zeit lassen, aber auch nicht so viel, dass der Leser gelangweilt gähnt.
Sofern es für die Handlung nicht absolut unerlässlich ist, dass der Leser weiß, dass der Protagonist blond ist, benötige ich bei der Einführung der Figur überhaupt keine Beschreibung von Äußerlichkeiten. Ist es nicht grundsätzlich besser, wenn ich als Autor nur einen groben Rahmen zeichne und der Leser seine eigene Fantasie spielen lassen darf?
Wenn das Aussehen deiner Figur wichtig ist, dann schreib das prägnanteste optische Detail auf, das die Figur aufweist, nicht mehr.
Also zum Beispiel:
Arthur beugte seinen ohnehin schon runden Rücken noch ein bisschen tiefer.
Das klingt doch allemal besser, als wenn du schreibst:
Arthur ist ein alter Mann mit grauen Haaren, krummen Beinen und einem runden Rücken. Als er in den Spiegel sah, sah ihm ein zerknittertes Gesicht entgegen.
All dies erfahre ich durch den ersten Satz auch oder kann es zumindest vermuten, was die Figur für mich interessanter macht. Ich habe das Gefühl, wenn Artur einen ohnehin schon runden Rücken besitzt, könnte er alt sein und grauhaarig. Und wahrscheinlich hat er krumme Beine und arthritische Finger. Ich weiß es natürlich nicht genau, aber ich möchte gerne weiterlesen, weil ich es herausbekommen will.
Hier kommt auch das berühmte „Show don´t tell“ zum Einsatz, zu dem ich in Tipp 9 mehr schreibe.
Der Satz „Arthur beugte seinen ohnehin schon runden Rücken noch ein bisschen tiefer.“ ist übrigens ein ganz hervorragender Anfang sowohl für eine Kurzgeschichte, als auch für einen Roman. Warum?
Er macht den Leser neugierig.
Das ist das ganze Geheimnis. Mach den Leser neugierig, schreib so, dass er unbedingt weiterlesen will, wissen will, warum Arthur sich da nach vorne beugt. Findet er ein Goldstück? Beugt er sich zu einem Kind oder seinem Hund herunter? Oder will er sich schlichtweg die Schuhe zubinden, um einkaufen zu gehen?
Du merkst schon, dass da viele Möglichkeiten bestehen, deine Figur dem Leser (erstmals) vorzustellen. Später kannst du allemal hin und wieder noch eine Äußerlichkeit hinzufügen, wenn es dir wichtig ist.
Du könntest auch mit einer kurzen Beschreibung der Umgebung beginnen und dann die Aufmerksamkeit des Lesers auf deinen Protagonisten lenken. Wobei die Betonung auf „kurz“ liegt – zumindest, wenn es meinen Geschmack betrifft.
Meine Empfehlung für die Einführung der Hauptfigur lautet: Zeig sie dem Leser in den ersten Sätzen deines Romans, mach ihn neugierig auf die Person, so neugierig, dass er weiterlesen möchte. Zeig ihm nicht, wie sie aussieht, sondern zeig sie in einer interessanten Situation, die Fragen aufwirft. Die Einführung einer Nebenfigur ins Geschehen ist relativ einfach, obwohl sie natürlich den gleichen Regeln unterliegt, wie die Einführung der Hauptfigur. Dazu kommt allerdings noch, dass sie nicht interessanter als die Hauptfigur sein sollte und ich mir sehr überlege, ob ich ihr gleich einen Namen verpasse. Siehe hierzu Tipp 13.