Tipp 17 Klischees und Vergleiche
In meinem Tipp 9 hatte ich schon etwas zu diesem Thema geschrieben, möchte hier aber noch einmal gesondert darauf eingehen.
Vergleiche sind gut, wenn sie etwas für den Leser bildlich machen sollen . Aber sie müssen natürlich passen und ich darf die Anzahl der Vergleiche nicht überstrapazieren. Das ist leider so eine Eigenheit von mir – aber da ich sie inzwischen kenne, lege ich bei der Überarbeitung meiner Texte besonderes Augenmerk darauf und kann dir nur raten, das auch zu machen.
Wie finde ich denn passende Vergleiche?
Es wäre langweilig, zu schreiben: die Buche war so groß wie eine Eiche.
Besser liest sich doch: Die Buche ragte in den Himmel wie ein Leuchtturm.
Es würde das falsche Bild erzeugen, wenn ich schriebe: Ihr Gehirn war wie ein Moor, in dem alles Wissen versank.
Besser beschreibt es: Ihr Gehirn sog das Wissen auf, wie ein Schwamm.
Noch besser (da der Schwamm schon Klischee ist): Ihr Gehirn sog das Wissen auf, wie ein Verdurstender Wasser trinken würde.
Du merkst, es ist gar nicht so einfach. Manchmal muss ich da auch eine Weile überlegen. Die besten Vergleiche sind die, mit denen der Leser nicht rechnet. Also greif dir etwas aus einer völlig anderen Kiste und ziehe es zur Beschreibung heran.
Ihr Haar war eben nicht schwarz, wie die Nacht, sondern so dunkel, wie eine Lagune im Schein des untergehenden Mondes.
Er wurde eben nicht rot, wie eine Tomate, sondern sein Gesicht nahm die Farbe reifer Erdbeeren an.
Ein Klischee wiederum ist etwas, das du vermeiden solltest (es sei denn, du schreibst eine Satire oder du setzt es ganz gezielt und wirklich selten ein). Klischees sind langweilige, abgenutzte Vorstellungen, Wortkonstellationen und Vorurteile, die der Leser dir in der Regel übel nimmt.
Zum Beispiel:
Die dumme Blondine.
Der faule Obdachlose.
Die Sexbombe, die immerzu mit jemandem in die Kiste hüpfen will.
Eine Kämpferin hat immer sexy zu sein und dies auch zu zeigen.
Ein Held muss immer groß und muskulös und schlau sein.
Jetzt mal ehrlich: langweiliger geht es gar nicht. Wenn deine Zielgruppe etwas anspruchsvoller ist, verzeiht sie dir das nicht.
Überrasche deine Leser. Erfinde einen Protagonisten, der diese Klischees nicht erfüllt, der nicht vorhersehbar agiert.
Als Krimis auf den Markt kamen, in denen der Kommissar eben nicht der strebsame, ehrliche und stets korrekte Polizist, sondern der kettenrauchende, hin und wieder Schmiergeld einsteckende und alkoholsüchtige Ermittler war – da gingen die Verkaufszahlen hoch. So etwas hatte es bis dato nicht gegeben.
Inzwischen ist das auch etwas langweilig geworden. Also heißt es, neue Protagonisten zu erfinden. Menschen, die Macken und Schrullen haben, die man nicht in irgendeine Schublade stecken kann.