The green mile

King liefert hier eine berührende Geschichte in 6 Teilen ab, die inzwischen auch sehr erfolgreich verfilmt wurde. Tom Hanks spielt darin grandios den Gefängnisaufseher Paul Edgecombe, der zusammen mit seinen Kollegen den Todestrakt im Staatsgefängnis von Cold Mountain betreut.
Namensgebend für the green mile ist der grüne Fußbodenbelag zwischen den Gefängniszellen. Man kann sich vorstellen, dass für die Männer auf dem Weg zum elektrischen Stuhl jeder Schritt wie eine Meile erscheint.
Wir schreiben das Jahr 1932, das als Jahr des John Coffey bezeichnet wird, weil es in mehrfacher Hinsicht bemerkenswert ist. King führt uns gemächlich plaudernd in die Szenerie ein, präsentiert uns Paul Edgecombe als kranken, aber sehr korrekten Menschen und liefert uns auch gleich das Gegenstück dazu, den Bösewicht an sich – einen sadistischen jungen Mann, der nur dank seiner Verwandtschaft mit einem hohen Politiker im Todestrakt arbeiten darf.
John Coffey wiederum ist uns trotz des ihm vorgeworfenen Verbrechens (Sexualmord an zwei sehr jungen Schwestern) von Anfang an sympathisch. Schnell wird auch Edgecombe klar, dass mit der Verurteilung dieses Mannes etwas nicht stimmen kann. Geschickt zieht King die Register, lässt uns mit den im Trakt einsitzenden Männern mitfühlen und schürt die Hoffnung, dass es ein Happyend geben wird.
Coffey ist ein bemerkenswerter Mann, ein schwarzer Riese, unbeholfen, ein wenig einfach gestrickt und er hat eine besondere Gabe, die ich hier aber nicht verraten möchte. Diese Gabe führt dazu, dass sogar der Gefängnisdirektor glaubt, dass Coffey unschuldig ist – und dies in einer Zeit, in der Schwarze per se wenig Fürsprecher hatten.
Der Bösewicht wird von King Stück für Stück montiert und aufpoliert. Als Leser leiden wir daran mit. Und das ist die hohe Kunst, die der Autor hier zelebriert. Er führt uns sehenden Auges in die schwarze Seele dieser Person ein und wir wissen irgendwann, dass das Gute nicht gewinnen kann. Wenn wir es auch anders hoffen und wünschen.
Obwohl eher unblutig, ist dieser Roman nichts für Zartbesaitete. Nicht nur, dass die Handlung uns gefangen nimmt und starke Emotionen hervorruft, auch die detaillierte Beschreibung des Ablaufs einer Hinrichtung auf dem elektrischen Stuhl ist nicht Ohne. Und dann ist da ja auch noch der Bösewicht…