Lockruf nach Zevidova

Die Autorin Dagmar Schmidt, früher selbst Diplomatengattin, plaudert hier auf äußerst unterhaltsame Weise aus dem Nähkästchen. Das hat mir so gut gefallen, dass ich diesem Neuerwerb einen dauerhaften Platz in meinem Bücherregal besorgt habe. Zevidova darf bleiben!
Was genau fand ich so toll an diesem Buch?
Einerseits ist es die recht authentische Schilderung des diplomatischen Parketts, die echt witzig ist. Man merkt, dass die Autorin hier ihre eigenen Erfahrungen verarbeitet hat. Wesentlicher ist aber die Protagonistin Katharina, die chaotisch, widerborstig und dennoch von der ersten Sekunde an sympathisch rüberkommt. Ich konnte sehr gut nachvollziehen, wie es sich für eine nicht mehr ganz junge, einigermaßen gelangweilte Frau anfühlen muss, wenn ein schneidiger russischer Offizier mit einem umwerfenden Lächeln und einem nicht minder umwerfenden Charme ihr den Hof macht. Wer käme da nicht in Versuchung?
Über allem lauert der russische Geheimdienst, untermalt von den Machenschaften der eigenen Botschaft und dies alles vor und in der Kulisse Moskaus. Die Handlung wird natürlich getragen von der Versuchung, die Katharina einerseits genießt, der sie andererseits nicht verfallen möchte. Und dann kommt das Wochenende in Zevidova, das sie zusammen mit Witalij verbringt und in dem ein Hamster eine tragende Rolle spielt. Herrlich!
Schmidts Erzählton ist leicht und gut lesbar. Die witzigen Episoden fügen sich unauffällig in die Handlung ein und machen großen Spaß. Man will immer mehr! Insgesamt ist es ansprechende Unterhaltung, die, obwohl in Moskau Winter herrscht, gut in den Sommer passt.