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Bruder Cadfael und …


Ellis Peters historische Krimiserie rund um Bruder Cadfael umfasst zwanzig unterhaltsame Bände, die ich mehrfach gelesen habe. Ich bin immer noch und immer wieder begeistert.

Die Autorin wurde 1913 geboren und besaß deshalb den etwas blumigen Stil ihrer Zeit. Bei einem anderen Thema würden mich der von ihr gewählte Satzaufbau und die von Peters verwendete Wortwahl möglicherweise nicht ansprechen – hier passt es jedoch hervorragend.

Zentrale Figur ist Klosterbruder Cadfael. Er lebt in der Zeit um 1135 in der zur Gemeinde Shrewsbury  gehörenden Abtei und ist für den Klostergarten und die Kräuterküche zuständig. Da in der Abtei Hochzeiten abgehalten werden, hochrangige Gäste logieren und allerlei Volk aus der Gemeinde und den umliegenden Dörfern, vom betuchten Händler bis zum Bettler, kommt und geht, bleiben natürlich auch zahlreiche Dramen nicht aus. Vom Diebstahl bis zum Mord geschieht hier so ziemlich alles, was passieren kann, wenn Menschen aufeinandertreffen.


Bruder Cadfael versteht es, trotz seiner Pflichten, die Täter mit Gerechtigkeitssinn und Scharfblick zu

überführen. Wir begleiten ihn dabei, denn auch wenn die Handlung im Mittelalter spielt, sind die Fälle durchaus nicht einfach gestrickt, sondern mitunter voller Überraschungen – der aufmerksame Leser wird da auf jeden Fall belohnt.

Das Happy End ist stets gesichert, soviel sei verraten. Cadfael geht zunächst einmal vom Guten in der Seele eines jeden Menschen aus, was die Autorin geschickt dazu nutzt, uns Leser über kleinste Details zu lenken und in die Irre zu führen, bis auch wir den oder die Täter erkennen. Zusätzlich verblüfft Ellis Peters uns durch gut recherchierte Kleinigkeiten. Wusstet ihr zum Beispiel, dass ein Kutschenrad aus drei verschiedenen Holzarten besteht? Sie führt uns unaufdringlich in den mittelalterlichen Alltag und die damaligen Gepflogenheiten ein, ohne dass dies langweilig wird oder aufgesetzt wirkt.

Neben dem wirklich überzeugenden Setting fasziniert Bruder Cadfael natürlich ganz besonders. Er, der seine Pflichten und den Dienst an seinem Gott nicht vernachlässigen darf und will, schafft den Spagat zwischen seiner Verpflichtung gegenüber Gott und dem Verlangen, die Verbrechen aufzuklären. Dass dabei Regeln verletzt werden, die Cadfael in Gewissensnöte bringen, versteht sich. Aber genau das ist es, was die Figur so sympathisch macht, auch für nichtgläubige Menschen, wie mich. Ellis Peters hat hier eine Figur geschaffen, die so menschlich ist, wie nur jemand sein kann, voller Güte und Selbstzweifel, voller Hingabe an Gott und dennoch nicht blind vertrauend, dass der Herr die Angelegenheit richten und den wahren Täter zur Rechenschaft ziehen wird. Es ist eine Freude, Bruder Cadfael in seine Welt zu begleiten und ihm dabei zuzusehen, wie er sich selbst stets treu bleibt. Dabei ist ein Buch so spannend wie das andere. Ein wahrer Lesegenuss!


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