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Menschliche Bedürfnisse


Neulich habe ich eine interessante Diskussion verfolgt. Es ging darum, ob literarische Figuren auch menschliche Bedürfnisse/Beeinträchtigungen verspüren dürfen – gemeint sind Harn- oder Stuhldrang, allergische Reaktionen, Jucken, Schnupfen, Müdigkeit, Hunger, Durst usw. – auch wenn es nicht für die Handlung erforderlich ist. Wie menschlich dürfen und sollen Figuren sein? Wenn zum Beispiel eine Karawane tagelang durch die Wüste wandert. Da frage ich mich doch automatisch, wie machen die das, wenn die mal müssen? Da ist ja kein Baum, hinter den sie sich mal eben setzen können. Dann wäre es schön, wenn der Autor eine Antwort parat hätte. 

In actionreichen Filmen müssen die Helden äußerst selten aufs Klo, menstruieren nicht, ackern 36 Stunden ohne Müdigkeitserscheinungen oder ohne zu essen und zu trinken, weil es nicht in die Handlung passt. Dabei fände ich es schon witzig, wenn die Rettung der Welt sich um 10 Minuten verzögert, weil Superman mit Durchfall auf der Schüssel sitzt… Wäre doch nur menschlich, oder?

Und wenn ich diese Bedürfnisse in die Handlung einbaue,  wie ausführlich darf’s denn sein? 


Als Leserin finde ich die Erwähnung solcher „Banalitäten“ durchaus wichtig. Ich muss ja nicht jedes Mal dabei sein, wenn die Protagonistin ihre Konfirmandenblase entleert, aber die (seltene) Andeutung, dass das Bedürfnis da ist, die macht mir die Figur menschlicher. Auch bei meinen Stories spare ich so etwas nicht aus. Es kann durchaus die Handlung bereichern, wenn einer Figur permanent die Nase läuft, sie sich in der Not zwei Tampons in die Nasenlöcher stopft und der Antagonist sich zu Tode erschreckt, als er sie das erste Mal sieht. Oder wie fändet ihr das?

Ein menschliches Bedürfnis möchte ich in diesem Zuge natürlich nicht vergessen – nicht nur deshalb, weil ich ganz dezent auf unsere brandneue Anthologie hinweisen möchte, die sich dem Thema ausdrücklich widmet. Sexualität. 

Das ist immerhin etwas, das in Büchern und Filmen häufiger vorkommt – für meinen Geschmack mitunter zu häufig und zu unmotiviert, aber auch da kann man sehr unterschiedlicher Meinung sein. Neben der Häufigkeit stellt sich auch die Frage danach, wie intensiv, wie detailreich, wie direkt dürfen Sexszenen sein? Welche Vorlieben habt ihr da und ist es euch wichtig, dass die Figuren in Beziehung zueinander stehen oder …? Schreibt es mir gern.

Ich mag es, wenn ich als Leserin einen emotionalen Bezug zu mindestens einer der Figuren habe und wenn die Intensität der sexuellen Begegnung zur Handlung und zum Genre passt. In einem Thriller erwarte ich eher keine ausschweifenden intimen Begegnungen, da dort der Schwerpunkt ein anderer sein sollte. Bei romantischen Stories genügt mir mitunter die Andeutung eines sexuellen Zusammentreffens oder aber ich erwarte eine schön geschriebene Szene ohne Worte wie Lustgrotte, Lustschwert oder Nippel. Da dürfen die Körperteile, wenn sie denn zum expliziten Einsatz kommen, sehr gern beim richtigen Namen genannt werden.

In unserer neuen Anthologie „Ich will mit dir“, deren Einnahmen wieder einer gemeinnützigen Organisation zufließen, sind Erotik und Sex das Hauptthema. Wie unterschiedlich die beteiligten Autoren das Thema angepackt haben, lest ihr am besten selbst nach. Ich bin mit 2 Geschichten dabei und bin sehr gespannt, wie ihr sie findet. Da das Buch bei Amazon leider zu gut versteckt ist, hier der Link: https://amzn.to/3UTwTQD