Küsschenküsschen

Neulich las ich, dass immer mehr junge Mütter es ablehnen, ihre Neugeborenen oder auch etwas ältere Babys zu küssen oder küssen zu lassen (zum Beispiel durch die Großeltern). Es wurde sogar behauptet, dass das Küssen tödlich sein könne. Das hat mich neugierig gemacht. Küssen ist doch etwas Schönes, ein natürliches Bedürfnis, oder?
Hintergrund dieser Ablehnung ist, dass Neugeborene noch kein Immunsystem haben und deshalb natürlich besonders heftig auf durch Tröpfchen übertragene Krankheiten reagieren, was auch tödlich enden kann. Deshalb sollte man sie und auch etwas ältere Babys nicht auf den Mund küssen. Das versteht sich eigentlich von selbst, dachte ich immer. Ein Küsschen auf die Stirn sollte aber zumindest für die Eltern drin sein, denn es ist Ausdruck der Liebe und stellt eine soziale Interaktion dar, auf die wir normalerweise nicht verzichten können und die auch dem Kind Nähe und Geborgenheit vermittelt. Dass manche Eltern soweit gehen und das Küssen unterlassen oder verbieten hat aber auch den Grund, dass sie meinen, man würde das Kind damit manipulieren, da es angeblich nicht zeigen könne, dass es ihm unangenehm sei.
Naja, da kann man drüber denken, was man möchte. Mich hat es zumindest inspiriert, mich mit dem Küssen einmal näher zu beschäftigen.
Das Internet definiert elf verschiedene Kussarten. Den Stirnkuss, Zungenkuss, Küsschen, Luftkuss, Nippen, Halskuss, Fußkuss, Handkuss, Schmerzkuss, Intimkuss und den Nasenkuss. Die meisten dieser Kussarten kennen wir, deshalb picke ich mal das Nippen und den Schmerzkuss heraus. Wikipedia sagt:
Beim Nippen werden die Lippen beim Beenden des Kusses nicht vollständig geschlossen, um beim Trennen der Lippen die Ober- oder Unterlippe des Partners – eventuell auch mit sanftem Einsatz der Zähne – spielerisch zu fangen und kurz zu halten. Aha.
Der Schmerzkuss (meist auf Körperteile) kommt beim Liebesspiel zur Anwendung, wenn zusätzlich zu den Lippen noch die Zähne eingesetzt werden.
Neben den Menschen sind übrigens nur Bonobos und Orang-Utans die einzigen Primaten, bei denen Zungenküsse beobachtet wurden. Und wer denkt, es wurde schon immer geküsst, der irrt. Auch heute noch lehnen viele Kulturen das Küssen ab und finden es mitunter sogar eklig.
Interessant: Der Ursprung des Küssens liegt vermutlich darin, dass Mütter ihren Kindern vorgekaute Nahrung von Mund zu Mund weitergaben. Hieraus entwickelte sich möglicherweise unser heute etwas ausgeprägterer Drang, zu küssen – und dieser erstreckt sich ja nicht nur auf das Küssen von Menschen, sondern wir küssen auch Tiere oder Dinge, die wir besonders mögen.
Küsse sind natürlich geschichtlich überliefert. Jeder kennt den Judaskuss, der für Verrat steht. Judas küsste Jesus. Dies war als Zeichen verabredet für die von den Hohepriestern ausgesandte Truppe, die Jesus gefangen nehmen wollten. Küsst jemand vorgeblich aus Liebe, hat aber bereits den Verrat geplant, nennt man das auch heute noch Judaskuss.
Überliefert ist ebenfalls: Im Mittelalter hatte der Verlobungskuss rechtliche Wirkung und auch Lehnherren und ihre Untergebenen besiegelten die Unterwerfung mit einem Kuss. Den Brautkuss als Abschluss der Trauzeremonie gibt es etwa seit dem 13. Jahrhundert.
Der Nasenkuss, also das Aneinanderreiben der Nasen, wird hergeleitet aus dem „Beschnüffeln des Gegenübers“ und war noch um 1900 weiter verbreitet als der Kuss auf den Mund oder der Zungenkuss.
Und last but not least: In der Prostitution ist in der Regel das Küssen nicht Bestandteil der Dienstleistung, da Küssen als Ausdruck von partnerschaftlicher oder romantischer Liebe gedeutet und deshalb zwischen zwei Fremden verpönt ist.
Das war doch mal ein Abstecher, oder?
Küssen kommt selbstverständlich in meinen Geschichten auch vor, da ich es für eine wichtige Interaktion halte. Ein Küsschen kann besänftigen, Mut machen oder auch Hoffnung erzeugen. Ein Kuss kann für Liebe stehen, aber auch für Macht, Machtmissbrauch, für Dominanz und Unterwerfung. Und je nachdem, wo man hinküsst, hat jeder Kuss noch einmal eine andere Bedeutung. Wichtig ist auch: wer küsst zuerst?
Hier mal ein kleiner Ausschnitt aus einer der Geschichten, die ich für die Erotikanthologie meiner Autorengruppe für den guten Zweck geschrieben habe und in der – natürlich – geküsst wird:
Babette kicherte. Der Cowboy war hier, bei ihr. Und sie würde einen Teufel tun, ihn wieder fortgehen zu lassen, bevor sie bekommen hatte, was sie so dringend wollte.
„Sir. Den Wegezoll bitte.“ Sie griff in Andys Hosenbund, zog ihn an sich und schloss nachdrücklich die Tür. Seine Lippen lagen bereits auf ihren, als Babette ihre Finger vom Hosenbund tiefer wandern ließ.
Der Kuss hörte gar nicht wieder auf. Sie knabberten an ihren Lippen, ließen die Zungen umeinander kreisen, gemächlich und dann schneller, während sich Atemlosigkeit dazumischte. Andy hatte die Hände noch auf ihrer Taille liegen, wartete, bis Babette den nächsten Schritt tat. Aber sein Griff war fest und ließ keinen Zweifel aufkommen, dass er keinen Rückzieher machen würde.
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