Tipp 21 Wie gestalte ich das Ende meines Romans und was ist von einem Epilog zu halten?
Ein Epilog ist eine Nachschau zur Handlung, die uns noch ein Stückchen mitnimmt in die nicht näher beschriebene Zukunft unserer Figuren. Wir haben ja diesen oder jenen Protagonisten, manchmal auch eine Nebenfigur, im Lauf der Handlung recht lieb gewonnen oder zu hassen gelernt. Ich persönlich mag es, auch im Abspann von Filmen, zu erfahren, wie es diesem oder jenen fürderhin gehen wird. Wird der kleine Taschendieb gefasst, findet Oma Ida doch noch einen Freund, gelingt Thea der große Sprung ins Business usw.
Hier muss mir der Autor nichts „zeigen“, sondern er kann die wildesten Behauptungen aufstellen. Natürlich sollten sie einigermaßen glaubwürdig sein. Aus jemandem mit einer Schlangenphobie sollte ich keinen Schlangenzüchter machen (oder ich muss das begründen), aus einem Blinden keinen Zauberkünstler, der mit optischen Täuschungen arbeitet.
Im Prinzip will der Leser keine ausführlichen Beschreibungen mehr, sondern lediglich einen Hinweis, wie es mit der Figur weitergegangen ist. Das hilft ihm, loszulassen.
Hast du einen Cliffhanger am Romanende geplant, weil du eine Fortsetzung schreiben möchtest, dann kannst du im Epilog natürlich nur die Personen erwähnen, die in der Fortsetzung nicht mehr vorkommen werden. Oder aber du leitest mit der Erwähnung der wieder auftauchenden Personen einen Zeitsprung ein, dann ergibt der Epilog einen Sinn.
Ich hatte mich ja schon gegen Cliffhanger am Romanende ausgesprochen. Gerade bei Liebesromanen braucht es ein Ende. Ob es ein Happyend ist oder die Geschichte tragisch endet, sie braucht einen Schlusspunkt. Es spricht aber nichts dagegen, daraus dann eine Fortsetzung oder meinetwegen eine Familiensaga zu machen.
Du kannst das Ende auch so gestalten, dass der Leser sich einen Schluss aussuchen kann. Ja, das funktioniert – aber besser bei Kurzgeschichten. Siehe Tipp 23.
Bei einem Roman, wo ich über hunderte von Seiten verfolgt habe, wie aus dem armen Bettler ein reicher und gerechter Mann wird und aus dem einfachen Bauernmädchen eine elegante Prinzessin, da will ich wissen (!), was Sache ist. Ich habe eine emotionale Bindung zu diesen Figuren aufgebaut und da finde ich es mehr als mies, wenn ich dann im Unklaren gelassen werde, was denn nun tatsächlich mit ihnen passiert. Bitte klär mich deshalb auf, ob er König wird und die Prinzessin heiratet. Oder deute es zumindest so an, dass ich es glauben KANN.
Manche Autoren übertreiben es auch und präsentieren uns auf den letzten zehn Seiten des Buches auf einmal noch eine neue Figur, die – ei der Daus – eine überraschende Wendung herbeiführt, mit der im Lauf der Handlung absolut nicht zu rechnen war. Da fühle ich als Leser mich aber sowas von verar… Nee, das geht gar nicht. Bitte mach dir die Mühe und bereite das Ende deines Romans genauso sorgfältig vor, wie du am Anfang die Nadel im Hemd deines Helden platziert hast (siehe Tipp 12), damit er sie später verwenden kann. Gib uns subtile Hinweise, meinetwegen, aber zaubere nicht eine Lösung aus dem Ärmel, die niemand auch nur ahnen konnte.