Tipp 18 Wie vermeide ich Wortdoppelungen oder das häufige Verwenden von immer gleichen Wortkonstellationen?
Ein Text, in dem immer wieder bestimmte Worte und diese auch noch in kurzem Takt verwendet werden, liest sich nicht gut. Er wirkt langweilig und der Leser merkt, hier hat der Autor sich nicht allzu viel Mühe gegeben.
Genauso merkwürdig liest es sich allerdings, wenn der Autor permanent Synonyme verwendet. Ein Wort, das viele Autoren geradezu herausfordert, scheint das Wort „lächeln“ zu sein. Was wird da geschmunzelt, gegrinst, gegrient, gefeixt… Als ob es keine anderen Regungen beim menschlichen Wesen gäbe.
Auch Wortkonstellationen wie: sein Puls jagte in die Höhe, ihr Herz begann, zu schmerzen oder ihr Herz schlug gegen die Rippen, sind nicht wirklich neu, sondern (spätestens) beim dritten Mal langweilig.
Bleiben wir bei den menschlichen Regungen, bei der Mimik oder körperlichen Reaktionen kann ich mir fürs Erste eine Tabelle erstellen, in der ich mir eine Übersicht zu den möglichen Synonymen/ Wortkonstellationen mache. Im Internet finden sich schon von anderen angefertigte Übersichten, die du verwenden könntest.
Bedenke, dass zum Beispiel beim Lächeln nicht nur der Mund beteiligt ist. Je nachdem, was ich damit ausdrücken möchte, kann ich variieren:
Er zog die Mundwinkel hoch.
Ihre Zähne blitzten.
In seinen Augenwinkeln bildeten sich Falten.
Usw.
Um zum Beispiel das Herz nicht in „blutpumpendes Organ“ umzubenennen, wie ich es letztens las (nein, es war kein Text von einer Obduktion), hilft es, Sätze konsequent zu teilen oder umzustellen und nach anderen beschreibenden Formulierungen zu suchen (Show).
Wenn wir aufgeregt sind, schlägt nicht nur das Herz schneller, sondern der Körper zeigt viele andere Reaktionen. Auch kriegt nicht jede Frau weiche Knie oder schießt ihren Puls in den Orbit, wenn sie einen attraktiven Mann sieht. Da darfst du gerne kreativer sein, bzw. kannst du durch mehr Show Abwechslung in deinen Text bringen.
Beispiel (Wortwiederholungen kursiv):
Sie kam ins Büro und ließ sich auf ihren Stuhl fallen, als sie bemerkte, dass sie nicht allein im Büro war.
Im Besuchersessel saß ein attraktiver Mann und lächelte sie an.
Jolanda merkte, wie ihr Herz heftiger schlug und ihr die Röte ins Gesicht stieg.
Der Mann lächelte noch mehr, sagte aber noch immer nichts zu ihr.
Jolanda lächelte zaghaft zurück. Es war ihr peinlich, dass der Mann sie so aufgeregt sah. Womöglich standen sogar ihre Haare auf Sturm, weil dieser Dummkopf von Chef sie gerade so geärgert hatte.
Anders:
Jolanda stürmte ins Büro. Sie wollte nur noch Abstand gewinnen von dem alten Meier. Dieser Dummkopf war doch einfach nicht zu ertragen!
Auf einmal bemerkte sie, dass sie nicht allein im Raum war.
Im Besuchersessel saß ein attraktiver Mann und lächelte sie an.
Jolanda fühlte, wie ihr kurz die Luft wegblieb. Ungeschickt plumpste sie auf ihren Stuhl.
Der Mann lächelte deutlich breiter, sagte aber weiterhin nichts zu ihr.
„Ähm.“ Jolanda öffnete den Mund und schloss ihn gleich wieder. Gott, war ihr das peinlich. Was musste der Kerl von ihr denken?
Ihre Wangen wurden warm, während sie versuchte, sich zu sammeln.
„Hallo.“
Ich habe diese kleine Story zunächst gedreht, den Grund für Jolandas Aufregung an den Anfang gepackt. Durch das Wort „stürmte“ wird außerdem klar, dass sie nicht gerade entspannt ist. 2x „so“ habe ich damit vermieden.
Den beschleunigten Herzschlag tauschte ich aus mit dem Wegbleiben der Luft, die Gesichtsröte mit „warmen Wangen“ und den dritten „Mann“ mit „Kerl“ (was gleichzeitig demonstriert, dass Jolanda dabei ist, sich zu sammeln).
Das auf den Stuhlplumpsen, das Mundöffnen und -schließen und die eingefügten Gedanken illustrieren, wie verwirrt Jolanda und wie peinlich berührt sie ist.
Den Mann habe ich nicht noch mehr lächeln, sondern breiter lächeln lassen (2x „noch“ und 1x „immer“ vermieden). Hier ist die Wortwiederholung „lächeln“ aus meiner Sicht gerechtfertigt, da sie eine Verstärkung des Vorgangs darstellt.
Jolandas Lächeln habe ich hingegen eingespart und durch das „Hallo“ ersetzt. Der vorherige Text macht klar, dass Jolanda nicht unfreundlich zu dem Besucher sein wird.
Man könnte diese Szene auf tausende Arten schreiben und sie ist lange noch nicht perfekt. Sie dient hier nur zur Demonstration. Vielleicht versuchst du einmal, sie zu verbessern?
Auf eine Sache möchte ich bei diesem Thema gerne noch eingehen.
Wenn wir Rückblicke/ Rückblenden schreiben, schreiben wir diese in der Vorvergangenheit (Plusquamperfekt). Da würde ein Beispielsatz lauten: Er hatte gedacht, dass er sie schon einmal gesehen hatte, als sie in Stratherford gewesen waren.
Das ist grammatikalisch völlig in Ordnung. Liest sich nur nicht so schön, finde ich.
Dauert der Rückblick länger, geht zum Beispiel über drei Sätze hinaus, wird es wirklich sperrig.
Ich (und auch andere Autoren) wechseln in diesem Fall nach einer Einleitung im Plusquamperfekt in die einfache Vergangenheit (Präteritum), schreiben dann den Rückblick und wechseln beim vorletzten oder letzten Satz wieder ins Plusquamperfekt zurück. Der Leser bekommt das mitunter gar nicht mit, aber der Text liest sich gefälliger.
Ein Beispiel:
Er war sich sicher, dass er sie gesehen hatte. Damals auf dem Markt in Stratherford hatte sie an einem Marktstand Korbwaren angeboten.
Sie fiel ihm durch ihr langes kastanienbraunes Haar auf und, das eigentlich zuallererst, durch ihr glockenhelles Lachen, das ihn geradezu magisch anzog.
Irgendetwas war zwischen ihnen passiert. Da war nicht nur ein Funken übergesprungen, nein, eine ganze Kaskade kleiner Feuerwerkskörper hatte die Luft zwischen ihnen zum Knistern gebracht.
Und schon hast du das lästige hattehattewargewesen elegant umschifft.