Tipp 16 Das Spiel mit den Satzstrukturen – wie kann ich meine Story steuern?
Die Vorliebe der Leser und auch der Autoren ist unterschiedlich. Manche mögen Schachtelsätze, die sich über die halbe Buchseite ziehen… Ich gehöre nicht dazu. Meist habe ich nach der vierten Zeile schon vergessen, um was es eigentlich geht. Deshalb lautet mein Tipp: mach auch mal einen Punkt.
Grundsätzlich ist es so, probier es gerne aus, dass kurze Sätze eine Handlung beschleunigen und den Leser atemlos machen. Bei Kampfszenen oder dramatischen Sequenzen werden deshalb auch oft Sätze verwendet, die nur drei Worte beinhalten. Oder nur eins.
Längere Sätze entschleunigen die Handlung, so dass der Leser wieder Luft holen kann. Eine romantische Szene nur mit kurzen Sätzen zu beschreiben, wäre, als ob ich permanent mit dem Gummihammer dazwischen schlage. Hier der Vergleich:
Beispiel mit kurzen Sätzen:
Sie sah ihn an. Es machte Peng. Er sah stattlich aus. Sein Haar war lockig. Es war wunderschön anzusehen. Es umrahmte sein Gesicht. Es schien, als sei er einem Western entstiegen.
Sie wollte seine Lippen küssen. Sie wollte ihn berühren.
Beispiel mit längeren Sätzen:
Sie sah ihn an und es machte Peng. Er sah stattlich aus. Sein Haar war lockig, wunderschön anzusehen und umrahmte sein Gesicht. Es schien, als sei er einem Western entstiegen.
Sie wollte seine Lippen küssen, wollte ihn berühren.
Merkst du den Unterschied? Beim zweiten Beispiel ist gleich mehr Gefühl drin, obwohl ich bis auf „und“ und „fast“ die gleichen Worte verwendet habe. Es liest sich auch viel flüssiger.
Vielleicht ist dir aufgefallen, dass ich gerne mit Kommas im Satz arbeite. Das ermöglicht mir, aus zwei kurzen Sätzen einen langen Satz zu machen, ohne das lästige „und“ verwenden zu müssen.
Für eine normale Handlung mische ich gern kurze und längere Sätze, damit das Geschehen nicht zäh wird, sondern spannend bleibt. Will ich Ruhe hineinbringen, weil ich zum Beispiel eine Örtlichkeit beschreiben möchte, verwende ich längere Sätze. Das gibt dem Leser die Gelegenheit, Luft zu holen und den beschriebenen Ort aufzunehmen. Ist mehr Action nötig, werden die Sätze kürzer und ich mische nur hin und wieder einen längeren Satz darunter.
Ich empfehle dir, die Vorlesefunktion deines Schreibprogrammes (zum Beispiel Word) zu nutzen, um die Satzmelodie zu erfassen und ein Gefühl dafür zu entwickeln, wie das Geschriebene auf deinen Leser wirkt. Auf diese Weise kannst du übrigens auch sehr gut Wortdoppelungen, zu häufig verwendete Synonyme und Fehler entdecken.