Bis ans Ende der Welt

Reinhold Messners Buch liest sich wie ein Thriller. Er schildert darin seine wichtigsten Gipfeleroberungen. Nie hätte ich gedacht, dass man für die Besteigung schneebedeckter Berge so viele lebendige Beschreibungen finden kann. Jede Tour ist anders, gleichwohl spannend und abwechslungsreich, voller Gefühl – Reinhold holt den Leser mit auf den Berg. Eine kleine Leseprobe: „Hier, in nächster Nähe des Gipfels, stand die Welt zeitlos still. Das Brausen des Windes und das Summen aus dem Innern des Berges bildeten einen Teppich über den Tälern, so groß wie das Meer. Dieses anhaltend wogende Geräusch. Die gleitenden Farben im gezackten Rund am Gipfel zusammen in Schwarz und Weiß. Die Atmosphäre war von Ruhe geprägt, nicht von der lähmenden Ruhe des Todes, sondern von der befreienden Ruhe der Leere, die leicht und sorglos im Raum stand. Alle Geräusche waren wie tiefes Schweigen, jede Bewegung nicht Arbeit und nicht Handlung, nur Sein.“
Messner ist noch einer von der alten Garde. Er hat die Gipfel zum Selbstzweck, zur Erforschung seines Geistes und seiner Seele bestiegen, nicht für ein paar Likes im Internet. Beeindruckend, wie er sich selbst, seinem Körper, seinem Willen, vertraut, mit den geringsten Hilfsmitteln die schwierigsten Aufstiege wagt, ohne zuvor zu wissen, wie er wieder vom Berg absteigen kann. Dabei ist er ein Verfechter des Ursprünglichen. Die Besteigung der Gipfel waren ihm ein Bedürfnis, eine Liebe, die es zu erfüllen galt. Faszinierend, diesen Mann noch einmal zu begleiten in die stets gegenwärtige Todesgefahr, an die Grenzen dessen, was ein Mensch leisten kann.
Das Buch ist bebildert, so dass wir als Leser die Einsamkeit und die Gefahren gut nachvollziehen können. Ich habe mir beim Lesen jeweils eine Tour vorgenommen. Das Leseerlebnis ist so intensiv, dass man das Buch nicht in einem Rutsch bewältigen kann. Aber es lohnt sich absolut!