Soweit die Füße tragen

Das Buch ist nahezu ein Klassiker. Bereits 1955 geschrieben, fasziniert es immer noch und wurde bereits mehrfach verfilmt.
Der Autor Josef Martin Bauer erzählt die Geschichte eines deutschen Soldaten, der 1945 in einem Massenprozess zu 25 Jahren Zwangsarbeit in Sibirien verurteilt wird. Er ist einer von mehr als 3 Millionen Kriegsgefangenen, die dorthin deportiert werden. Viele sterben schon auf dem Transport, viele Weitere überleben die in den Gefangenenlagern herrschenden unmenschlichen Bedingungen nicht. Nur wenigen gelingt die Flucht.
Bauer schildert die Deportation und das Lagerleben, die oft tödliche Zwangsarbeit in den dortigen Bleiminen und natürlich die Flucht seines Protagonisten, die mehr als drei Jahre andauert und sich über tausende von Kilometern erstreckt.
Obwohl inzwischen umstritten ist, dass alle Schilderungen auf wahren Begebenheiten beruhen, ist doch klar, dass sich Dieses oder Jenes im wahren Leben so abgespielt haben muss. Zahllose Erzählungen anderer Kriegsgefangener, denen das Überleben und die Heimkehr gelungen ist, bestätigen Wesentliches, so dass der Roman als eine Art Zeitzeugnis gelten kann und dies erklärt auch die Faszination, die er ausübt.
Der Autor hat einen inzwischen nicht mehr modernen Erzählstil, der jedoch gut in die Zeit passt. Er arbeitet mit Schachtelsätzen, die ich persönlich nicht so liebe, aber es ist gut auszuhalten. Zumal er zwar nüchtern erzählt, jedoch durch die Wahl seiner Worte Emotionen erzeugen kann. Er heischt nicht um Mitleid mit dem Protagonisten, sondern schildert die Geschehnisse glaubwürdig und weitestgehend ohne offensichtliche Wertung. Es ist eben so, wie es ist. Man muss zwischen den Zeilen lesen, was hervorragend gelingt, denn der Autor verstand es schon damals, mittels „Show“ die richtigen Bilder zu erzeugen.
Ich finde, dieses Buch sollte jeder gelesen haben. Einmal wegen des historischen Hintergrundes, aber auch, weil es sich um ein Werk handelt, das wirklich beeindruckt.